Seit einigen Jahren hat sich im Bereich der Vielflieger, also der häufig beruflich im Flugzeug unterwegs zu findenden Menschen, das Wort „Flieger“ für das Flugzeug eingebürgert. „Wenn ich morgens im Flieger die FAZ aufschlage…“ das deutet an, daß man eine Tätigkeit ausübt, die überregional nachgefragt wird.
Als ich 1967 zur Bundeswehr eingezogen wurde, war ich ebenfalls ein „Flieger“, wobei die Bedeutung des Wortes damals eindeutig auf den untersten Dienstgrad der Luftwaffensoldaten bezogen war. „Flieger Runkel“, so mußte ich mich damals melden, und so muß es seit vorigem Montag auch Matthias tun, der zwar zu einer Abteilung einberufen worden ist, der „Truppe für Operative Information“, die gleichzeitig für Heer, Luftwaffe und Marine tätig ist, deren Soldaten aber formal einer der drei Waffengattungen zugeordnet sind. Matthias ist bei der Luftwaffe und also Flieger.
Wäre er beim Heer, so wäre er „Funker Runkel“, ein Zungenbrecher und gleichzeitig eine Erinnerung an den größten Soldaten nach Napoleon, meinen Vater Adolf. Auch er wurde als „Funker“ eingezogen, zu einer Nachrichtenabteilung. Er war gerne Soldat, liebte die Kameradschaft und das einfache Leben im Feld und die Erkenntnis, daß unter feindlichem Beschuß die Unterschiede der Menschen, was Bildung, Reichtum etc. betreffen, entfallen. Nach dem Krieg, den er durchaus als grausam und zerstörerisch erlebt hat, handelten seine gelegentlichen Albträume nie vom Krieg, sondern immer nur von der Schule.
Aber zu Matthias: gestern telefonierten wir länger mit ihm und fanden einen zwar vom frühen Aufstehen und vom ungewöhnlichen Umgangston etwas genervten aber ansonsten wie immer zuversichtlichen und ruhigen Sohn vor. Ob er den Vorgesetzten denn schneller ein „Ja“ geben würde als den Eltern daheim? Natürlich – ein „Jawoll!“ sogar. Am Ende des Telefonates fragten wir ihn dann wie so oft, ob er uns lieb habe, und er sagte, auch dazu könne er nur einfach „Jawoll!“ sagen.
Sonntag, 8. Juli 2007
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2 Kommentare:
Lieber Christian,
das haut einem ja die Mütze weg. Nicht allein die Hula- Mädchen, auch die Leichtigkeit des Seins beim Anblick der Bikini- Mädchen im heißen Sand und der verschleierten Frauen , die alle ein Geheimnis in sich tragen. Heimliche Fotos von jungen Frauen in der Nacht, verwackelt, weil ja ohne Blitz, VERSTEHE. Was ich erahne: es geht mir ja nicht anders unter der Sonne des Mittelmeeres, da sprießen plötzlich wieder die Säfte.
Was aber hat dich geritten im Bericht " Flieger"? Plötzlich ist alle Leichtigkeit hin. Kameradschaft, Krieg , Elend, die Bundeswehrzeit deines Sohnes, deiner selbst und dann noch der alte Haudegen von Vater. Der Gipfel ist der Link zur Bundeswehr. In einer Tram in Istanbul lässt sich leicht über das Elend im Irak analysieren und dann noch mit einem Militär, der es ja wissen muss.
Das musste ich dir schreiben, in deinem Blog mit leider viel zuwenigen Kommentaren.
michael runkel
Lieber Michael,
danke für Deinen Kommentar, man freut sich ja über jeden einzelnen Beweis, daß man gelesen wird! Danke also auch für die Kritik. Wenn ich gewußt hätte, daß Du unter den Lesern bist, hätte ich vielleicht etwas abgesicherter geschrieben. Vielleicht aber auch nicht, denn ich wollte ja Bilder malen und Skizzen wiedergeben, und nicht alles gleich kommentieren müssen. In diesem Sinn ist mein Vater, den ich ja etwas ironisch als größten Soldaten seit Napoleon wiedergegeben habe, meines Erachtens ganz gut getroffen. Vielleicht lesen es seine Urenkel mal und erfahren, was er geträumt hat und was nicht. Ich meine auch, die kurze Begegnung mit dem amerikanischen Soldaten gibt ein gutes Bild ab. Und daß ich die Iraker als den Türken ähnlich sehe, alle die mir irgendwie nahen Mehmets und Mustafas, sie vergleiche und ihnen am Ende wünsche, das amerikanische Experiment mit der Demokratie in ihrem Lande gelänge doch noch (fast ein wenig nach dem Muster wie Atatürks Experiment in seinem Land gelungen ist), dazu stehe ich. Ich meine, diesen Wunsch schulden wir ihnen eigentlich alle, und wenn das Experiment scheitern wird, dann wird es auch daran liegen, daß viel zu wenig Leute mit guten Wünschen hinter den Irakis gestanden haben.
Also – vergiß meine Kommentare und sieh Dir lieber die gemalten Bilder an. Auch die Bilder von den Frauen, die mir „geheime Botschaften“ senden. Das hat mit einem mehr oder weniger an „Saft“ nichts zu tun, das ist einfach das Leben. Es erfordert übrigens ein wenig Mut, darüber zu schreiben, denn meine Kinder etwa haben das Kapitel „Strangers in the night“ nicht gut gefunden. Die wünschen sich einen geschlechtsneutralen Vater. Meine Frau sieht das glücklicherweise anders.
Viel Tavla habe ich gespielt! Mit dem deutschen Freund in Griechenland. Und mir in den letzten Tagen öfter gewünscht, ich könnte in Deutschland mit diesem schönen Sport weitermachen. Hast Du Lust? Bist Du im Lande?
Lieber Gruß
Dein Vetter C.
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