Sonntag, 8. Juli 2007

Mistär

 




Lias Eltern
(sie selbst wollte nicht fotografiert werden)




 




Lia, die Juniorchefin unseres Hotels, hört nicht auf, mich „Mister“ zu nennen, gesprochen „Mistär“, obwohl ich es ihr verboten habe. Sie soll mich Christian nennen, aber von solchen amerikanischen Verbrüderungssitten ist sie natürlich Lichtjahre entfernt. Nein, sie bleibt beim etwas servil klingenden „Mistär“, was sich aber an ihrem ansonsten sehr bestimmenden Wesen eigenartig reibt.

Was für ein Chef Lia Dimitris* sein kann, zeigt sich bei den ersten Einweisungen. Über den Felsenweg zum Strand gehen? „No!! – Mistär!!“ mit dem erhobenen Zeigefinger einer Lehrerin und wild rollenden Augen. Der Weg ist unbeleuchtet, man kann abstürzen oder Drogenhändlern über den Weg laufen oder beides. „No!! Mistär, No!!“ Und der Mister duckt sich verlegen.

„But tomorrow!“ Das Gesicht der strengen Pädagogin hellt sich auf. „Tomorrow: – – Yes!! Mistär!!“ Am hellen Tag traut sie mir zu, den Weg unbeschadet zu gehen. Der Mister richtet sich erleichtert wieder auf.

Wenn ich sie etwas über die griechische Sprache frage, antwortet sie lange und ausschweifend, deshalb habe ich es aufgegeben. Außerdem kokettiert sie ständig mit ihrem schlechten Englisch und möchte am liebsten mitten im Satz vor Verzweiflung über ihre unzureichenden Vokabeln das Erklären ganz drangeben.

Ich fragte nach dem Parakleten aus Johannes 14, dem Tröster und Beistand. Ist er auch der, welcher laut Losungen vom 4. Juli die Leidtragenden aus Matthäus 5,4 parakaleo / tröstet? Geht er auch als Anwalt mit zu Gericht? Großer Wortschwall, die Mutter wird hinzugezogen, was die Sache weiter verkompliziert. Irgendwie kommt noch „parakallo“ ins Spiel, mit dem man auf „evcharisto“ (danke), antwortet: "parakallo" (bitte)! Am Ende Verwirrung.

Am Samstagabend sitzt Lias Mutter, die mich ebenfalls mistert, wie immer in einer Ecke ihres Empfangsraumes hinter einem Computer. Still working so late? - No, Mistär, Scräbbäl!

Sie spielt Scrabble über das Internet. Ob sie auch schummelt, wie früher meine Mutter, frage ich? (Die machte aus Brotbeutel noch schnell „brotbeuteln“, ihrer Überzeugung nach eine bayrische Sitte, Brotbeutel zu werfen). Madame Dimitris versteht „cheat“ nicht. Ich versuche es einfach: some words are good, some are bad, some so and so. Does she try to use bad words? Sie strahlt stolz: Yes, Mistär!

* Der Name ist geändert, damit sie sich beim googeln hier nicht wiederfindet. Der richtige Name beginnt mit Ana geht weiter mit gnos und dann taki.

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