Mittwoch, 18. Juli 2007

Lebenskampf in der Leichtigkeit des Seins

 


Die Dusche zwischen den beiden Oleanderbüschen, die Dieter ans Ende der Doppelreihe von Oliven- und Zitronenbäumen gebaut hat, ist ein schönes Symbol für ein Leben, in dem es keine Kälte mehr gibt, sondern nur noch endlose Wärme, und Blumen überall. Im Sommer Griechenlands scheint uns die Natur von morgens bis abends streicheln zu wollen, mit einem warmen Wind vom Meer am Tag und mit seidenweicher Luft am Abend und in der Nacht.

Leider verliert die Natur auch hier ihre grausamen Seiten nicht. Das zeigt sich nachts während des Schlafes, wenn der Kampf der Arten untereinander beginnt. Hier am Ort ist es der Kampf Mücken gegen Menschen, und von der Anzahl der kraterförmigen Einschläge auf meinem Körper her ist es klar, wer diesen Kampf Nacht für Nacht für sich entscheidet.

Die Mücken greifen an wie die Sturzkampfbomber der deutschen Wehrmacht. Wenn man ihr Summen, das in der Nähe des Ohres zu einem bedrohlichen Geräusch anschwillt, zum ersten Mal hört, ist es bereits zu spät. Auf ihrem Weg zum Ohr haben sie meistens schon die Fußgelenke, Unterarme und sensible Bereiche der Hände und Finger systematisch bekämpft. Wenn man durch das Summen am Ohr erwacht ist, vertreibt man den Angreifer mit einem für den eigenen Kopf schmerzhaften Schlag, um dann feststellen zu müssen, daß aufgrund des Juckens, das sich von den bereits zerstochenen Stellen unangenehm meldet, an weiteren Schlaf nicht mehr zu denken ist. Reizunterdrückung ist jetzt an der Reihe.

Ich habe anfangs mit Fenistil, einem Produkt der Novartis Consumer Health GmbH in 81366 München die gereizten Partien zu bestreichen versucht, um mittels dieser Salbe eine etwas stumpfe Hautoberfläche zu erzeugen, die sich wie von selbst gegen den Impuls wehrt, sich fortwährend kratzen zu müssen. Später habe ich dann außerdem noch den Autoschlüssel vom Nachttisch genommen und versucht, mit seiner Hilfe noch einige neue Hautrillen zu erzeugen, in denen das Fenistil dann eine gewisse Tiefenwirkung erzeugen könnte. Später habe ich nur noch den Autoschlüssel benutzt und dann noch, wenn an Schlafen nicht mehr zu denken war, eine für nach der Rasur gedachte Gesichtscreme („beruhigt, repariert, stärkt“) großflächig auf alle juckenden Bereiche aufgetragen. Diese half oft recht gut, denn was einer vom Rasieren gereizten Gesichtshaut hilft, wirkt natürlich auch auf von Mücken angegriffene Fußgelenke.

Das Gemeine an den Angriffen der Mücken ist, daß sie den leichten Schweiß der Menschen ausnutzen um ihre Zielgebiete auch in der Dunkelheit leicht zu finden, und daß der Schweiß wiederum dadurch entsteht, daß man sich aus Angst vor den Mücken nicht traut, ein entblößtes Bein oder einen Arm aus dem Bett hängen zu lassen.

Mein Traum von meinem zukünftigen Leben in Deutschland, den ich immer heftiger und sehnsüchtiger träume, ist der Traum von einem Land, in dem man ungestraft das Bein aus dem Bett hängen lassen darf.

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