Urlaubsfotos zeigen uns Landschaften (hier einen Blick vom Kloster Agia Lavra), Leute und uns selbst meist in einem Licht, das ein schier unbegrenztes Glück wiederzugeben scheint. Mag sein, daß die Erinnerung an solche paradiesischen Lebensphasen sogar richtig ist, aber es gibt doch trotzdem einen Unterschied zwischen der erinnerten Zeit und der realen, gegenwärtigen Zeit.
Ich bemerke das immer in Holland an einer bestimmten, mit großen Bäumen bestandenen Stelle am Veerschen Meer. Ich habe dort vor Jahren einmal an einem frühen Morgen ein so schönes Bild fotografiert, daß Judith es sich als Hintergrundbild auf ihren Computer geladen hat. Man sieht das Bild und denkt an Zeiten vergangenen Glücks.
Kommt man dann wieder an dieselbe Stelle, findet man ihre Schönheit zwar unverändert vor, kann sich aber nur in weit geringerem Maß an ihr erfreuen wie an der Schönheit der eigentlich vollkommen gleichen Photographie. Es stören nämlich in der konkreten Gegenwart sowohl die Sorgen des aktuellen Tages, die man im Kopf hat, als auch die inneren Reizungen, die von jedem älteren Körper ausgehen. Im schönen Erinnerungsbild dagegen fehlt das Hintergrundgeräusch, das etwa vom Kopfweh ausgeht, von der gestörten Verdauung, einer Reizung der etwas zu stark der Sonne ausgesetzten Haut. Im Foto ist das alles vollkommen ausgeblendet, im realen Bild nicht.
So ist es nun leider auch mit unseren schönen Bildern aus diesem Urlaub. Sie zeigen nicht, daß Christiane fast während der ganzen Zeit nur humpelnd vorangekommen ist, weil eine bisher nicht eindeutig diagnostizierte Hautkrankheit die Hornhaut ihrer Füße an immer neuen Stellen aufreißen läßt. Das Salzwasser soll helfen, bewirkt aber möglicherweise das Gegenteil. Die Hilflosigkeit verdoppelt die Schmerzen.
Ebenfalls nicht auf den Fotos zu sehen ist, daß die mächtige Hitze mein durch zwei Stents normalerweise gut am Tuckern gehaltenes Herz doch offenbar gelegentlich an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit bringt. Vorgestern Nacht wachte ich schweißgebadet auf und spürte den „Druck auf der Brust“, den jeder Herzpatient kennt und fürchtet. War der Schweiß bereits derjenige, der schlimmeres ankündigt? Nein, Christiane hatte das Fenster geschlossen und die Klimaanlage ausgestellt. Als beides geändert wurde, ging es auch dem Herzen besser.
Aber es bleiben die Füße und das Herz, die uns daran erinnern, daß es trotz paradiesischer Umstände das wahre Paradies auf dieser Erde nicht gibt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen