Mit Dieter habe ich viel Tavla gespielt. Backgammon heißt es im Englischen und auch bei uns, Tavli in Griechenland. Das Spiel ist auf eine sehr schön ausgeglichene Weise von Würfelglück und strategischem Geschick bestimmt. Der Anfänger kann mit Glück ein Spiel gegen einen Fortgeschrittenen gewinnen, das geht etwa wie beim Skat, aber eine Serie von Spielen gewinnt in der Summe doch in aller Regel der Könner.
15 Steine stehen in vier Kolonnen auf 24 Feldern, welche die beiden Spieler in Gegenrichtung gegeneinander durchlaufen müssen. Wer sein „Heimatfeld“ im letzten Viertel erreicht hat, darf seine Steine herausspielen. Einzeln stehende Steine dürfen geschlagen werden und müssen wieder von vorn anfangen, doppelte nicht, sie bilden eine sichere „porta“ (in Griechenland) oder „kapı“ (in der Türkei). Man würfelt mit zwei Würfeln, was dazu führt, daß bei jedem Wurf etwa sechs bis acht unterschiedliche Züge möglich sind, von denen meist nur einer oder zwei Sinn machen.
Dieter gewinnt meistens unsere Serien „bis fünf“. Er spielt ein auf Sicherheit achtendes, solides System, das er geradewegs aus der Bundesbank übernommen haben könnte, für die er im Zivilberuf arbeitet. Ich dagegen spiele eher jugendlich-riskant und hole mir oft eine blutige Nase. Heimlich bin ich aber stolz auf meine Spielweise und genieße Siege und Niederlagen in gleicher Weise. In meiner Erinnerung spielten die Türken, die mir das Spiel damals beigebracht haben, eher so wie ich. Da gehe ich dann also lieber wie Dschingis Khan zur Attacke reitend unter als daß ich mit mündelsicherer Frankfurter Anlagestrategie Punkte mache.
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