Freitag, 6. Juli 2007

Bei König Agamemnon



Unweit von Nauplia liegt Mykene, Hauptstadt des ersten griechischen Reiches, das lange vor Sokrates, Perikles und der Polis in Athen bestand. Seine Blüte lag vor dem Jahr 1000 v. Chr., also grob gerechnet zur Zeit der Pharaonen und des Königs David in Jerusalem. Die Archäologen, unter denen Heinrich Schliemann mit 14 kg Goldschmuck, den er um 1870 dort fand, der bekannteste und erfolgreichste ist, glauben, daß in der weit ausgedehnten Burganlage hinter dem berühmten Löwentor die Könige Homers gelebt haben, die um Troja kämpften.

Im schönen Museum gibt es natürlich keine Briefkastenschilder, auf denen „Hier wohnt Agamemnon“, oder Haushaltsgeräte, auf denen „Tongefäß des Orest“ steht. Aber es gibt auch keine Grabsteine oder sonstige Hinweise auf die reale Existenz der eher mythologischen Figuren Homers. Man geht mit Bedenken durch die kühlen Räume und wünscht sich einen evangelischen Neutestamentler her, der das alles mal entmythologisierend unter die Lupe nimmt.

Aber es gibt dafür wunderbare Tongefäße – und die hübsche Erklärung für die wichtige, fast schon wieder mythische Rolle des Tons: er vereinigt die vier Urelemente Feuer, Wasser, Erde und Luft in sich. Solche erhellenden Erläuterungen machen das Reisen schön. Ab heute wird man Tonscherben mit anderen Augen ansehen, gelegentlich jedenfalls.

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