Samstag, 7. Juli 2007

Dem Asklepios einen Hahn opfern




Die berühmten letzten Worte des zum Tode verurteilten Sokrates, der den ihm verordneten Giftbecher schon getrunken hat, und der jetzt die Freunde auffordert, in seinem Namen dem Asklepios als dem Gott der Heilkunst ein Dankopfer zu bringen, enthalten einen verstörenden Gedanken. Von welcher Krankheit wird Sokrates genesen sein, wenn das Gift in wenigen Minuten seine Wirkung getan hat? Es kann nur das Leben selbst sein, aber kann das Leben wirklich im Sinne des Sokrates eine Krankheit sein?

Sokrates ist im Jahre 399 v. Chr. gestorben, sein griechisch denkender und schreibender Kollege Paulus schreibt 450 Jahre später, daß Sterben sein „Gewinn“ ist, ein ähnlicher Gedanke, scheint mir.

Im berühmten Asklepios-Kurort, der Epidauros heißt und in den Bergen des „Daumens“ der Peloponnes gelegen ist, haben die Ärzte viele Jahrhunderte lang den Gewinn des Menschen, und ihren eigenen dazu, in der Erhaltung des Lebens und der Wiederherstellung der Gesundheit gesehen. Es ist eine landschaftlich reizvolle Gegend, wahres Griechenland, in der es riesige Kuranlagen gab, und von der aus damals das medizinische Wissen der Griechen in alle Welt ging. Asklepios soll in der Nähe von Epidauros geboren und von seiner Mutter, einer Königstochter, ausgesetzt worden sein. Sein Vater war der Gott Apollon. Tiere zogen das Kind auf, als es erwachsen wurde, erwies es sich als Wunderheiler.

Auch wenn die Bäder und Heilschlaf-Tempel heute verfallen sind, so ist doch eine Einrichtung der damaligen Kurverwaltung fast vollkommen erhalten geblieben und verschafft Epidauros auch in der Neuzeit wieder frischen Weltruhm: das Kurtheater. Es faßt nach einer Erweiterung um das Jahr 200 n.Chr. herum etwa 12.000 Sitzplätze in 55 Reihen, ist sehr gut erhalten und wird im Sommer für Inszenierungen von Ensembles aus der ganzen Welt genutzt.




Leider liegt der nächste Termin, eine Inszenierung der „Medea“ von Cherubini, zu der u.A. die Capella Coloniensis und die italienische Sopranistin Anna Caterina Antonacci erwartet werden, außerhalb unserer Zeit hier. Aber es gibt an diesem Abend im kleinen antiken Theater unten im Ort an der Küste eine neugriechische Theateraufführung, für die noch Karten erhältlich sind.

Während über uns Venus und Jupiter majestätisch über den Himmel ziehen, das Meer rauscht und die Zikaden geigen, lauschen wir verzaubert dem Stück, leider in dem uns fremden Griechisch, und verstehen kein Wort.

Doch, eines – einmal ruft einer der Schauspieler „Harmonie!“

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